Das Zwerchfell

In meinem Alltag als Reitlehrerin begegne ich immer wieder Pferden mit etwaigen Problemen mit der Atmung. Der eine ist der klassische Heustauballergiker, der andere hustet "nur" zu Beginn der Reiteinheit ein paar wenige Male, der dritte tut es einfach im Stall, wenn gefegt wird, und letzterer hat schon die zweite Cortison-Therapie hinter sich. Alle sie haben eines gemeinsam: Ein deutlich verspanntes Zwerchfell und damit verbunden in der Regel eine grosse Spannung auf der gesamten Bauchmuskulatur. Die Verspannung der Bauchmuskulatur beeinträchtigt weiter leider auch die inneren Organe - allen voran Darm und Magen. Gerade der Magen z. B. ist bandhaft mit dem Zwerchfell verbunden (umgekehrt führen Magenschmerzen immer zu einem verspannten Zwerchfell).

Das Zwerchfell ist der wichtigste Muskel für die Inspiration (Einatmung). Man kann es sich als eine Art Kuppel vorstellen, die in die Brusthöhle hervorragt, etwa bis zur 7. Rippe. Während der Einatmung drückt es die Bauchorgane nach caudal, so dass der Druck in der Bauchhöhle steigt und die Bauchwand vorgewölbt wird. Bei der anschliessenden Ausatmung erschlafft das Zwerchfell (und die anderen Inspirationsmuskeln), so dass die Baucheingeweide das Zwerchfell nach cranial drängen. Dadurch wird der Platz in der Brusthöhle weniger, die Lunge wird unter Druck gesetzt. Jetzt wird wieder frische Luft geholt und das "Spiel" beginnt von neuem.

Ein gut funktionierendes Diaphragma abdominale, eben Zwerchfell (im Bild das schräg liegende im Bauch), muss sich stets geschmeidig im Bauchraum bewegen können, denn nur so kann das Pferd wirklich korrekt über den Rücken gehen, die Kraft aus der Hinterhand fliessend nach vorne übertragen. Das Zwerchfell wirkt hier fast wie eine Art Trampolin. Funktioniert das Zwerchfell prima, können Muskeln resp. Faszien mit genügend Sauerstoff versorgt werden. Ausserdem ist es eine der wichtigsten Lymphpumpen. Pferde, welche viel locker und flüssig geradeaus galoppieren dürfen - z. B. im Gelände - haben oft ein gut funktionierendes Zwerchfell. Für alle anderen gilt es herauszufinden warum das Diaphragma abdominale unter so grosser Spannung steht: Ist es das Training, Darmprobleme oder Magenschmerzen, Stress in der Gruppe, fühlige Hufe, ein unpassender Sattel oder doch der Heustaub?!

Beobachte doch einmal dein Pferd im Stall, beim Freilaufenlassen oder an der Longe. Findest du die ungefähre Lage des Zwerchfells? Kannst du es dir irgendwie bildlich im Bauch vorstellen? Bewegt es sich bei deinem Pferd fliessend? Oder hält es sich fest? Wie sieht es mit deinem Zwerchfell aus: Fühlt es sich locker an, kannst du gut durchatmen oder bist du gar öfters von Seitenstechen oder Schluckauf geplagt?

Du darfst mir deine gemachten Beobachtungen gerne mitteilen...